Wochenblatt vom 16.11.2011:
Amtsrichterin will mit einem Verein Obdachlose unterstützen
HANNOVER (bo/lp). Als Amtsrichterin hat Monika Pinski schon oft vom Leid anderer Menschen erfahren. Zum Teil stehen Obdachlose bei ihr vor Gericht und werden des Diebstahls eines Apfels oder eines Stücks Seife beschuldigt. „Das ist eine schwierige Situation. Einerseits habe ich Verständnis für die Not der Menschen, andererseits muss das Gesetz eingehalten werden. Klauen geht einfach nicht“, sagt Pinski. Um den Menschen zu helfen, rief sie mit sechs Mitstreitern den Verein „Ganz unten“ ins Leben. Die Mitglieder möchten Obdachlose mit Sachspenden unterstützen.
Etwa 300 Obdachlose sollen in Hannover leben. „Einige Menschen fallen einfach durch das Raster. Denen muss unmittelbar geholfen werden“, sagt Pinski.
Wie schnell einen das Schicksal ereilen kann, ließ sich die 41-jährige Amtsrichterin von einem auf der Straße Lebenden schildern. Ein Rückschlag im Berufsleben startete die Abwärtsspirale des Unternehmers. Verlassen von der Frau, widmete sich der Mann vermehrt dem Alkohol – Schulden, Verlust der Wohnung, Leben auf der Straße.
Pinski interessierte sich bei ihrem nächtlichen Rundgang durch die Straßen um den Hauptbahnhof besonders dafür, was Obdachlose besonders benötigen. „Es sind ganz banale Dinge, wie Kleidung“, erfuhr die Amtsrichterin. Einer hätte gerne wieder ein Radio, was ihm gestohlen wurde. Damit würde er sich über das Geschehen in der Welt informieren wollen. „Ich wünsche mir, dass ich nicht so sehr von anderen geschubst werde“, habe ein anderer zu Pinski gesagt. Doch Respekt gegenüber den Betroffenen lassen viele Bürger vermissen.
Pinski, gebürtige Helmstedterin, weiß, dass sie in ihrer Funktion als Amtsrichterin hart zu den Angeklagten sein muss. Geldstrafen spricht sie jedoch „ungern“ aus, obgleich ihr oft keine andere Wahl bliebe. Allerdings fürchtet sie, dass diese Maßnahme die Not zu stehlen nur noch weiter vergrößere. Bei Wiederholungstätern könne es vorkommen, dass diese für einen geklauten Apfel drei Monate ins Gefängnis müssen.
Neben dem Projekt „Ganz unten“ möchte Pinski auch ihre Recht-Studenten an der Fachhochschule vermehrt für die Situation Obdachlose sensibilisieren. Diese sollen – natürlich nur freiwillig – im Winter eine Nacht ohne eigenes Geld und Nahrung auf der Straße verbringen.
Wochenblatt vom 21.12.2011:
Hilfe kommt ganz unten an
Amtsrichterin Monika Pinski verteilt Güter an Obdachlose
HANNOVER (bo). Norbert liegt an diesem Morgen um 7 Uhr in einem Hauseingang in der Innenstadt. Der Wind weht, es sind nur vier Grad Celsius, es fängt an zu regnen. Norbet ist froh, dass er ein halbwegs geschütztes Plätzchen gefunden hat. Er trägt Handschuhe, eine Winterjacke, Mütze, Jeans und braune Stiefel. Um die Oberschenkel hat er gegen die Kälte einen Schal gewickelt. Sein gesamtes Hab und Gut ist in wenigen Taschen um ihn herum verstaut. Norbert ist obdachlos.
Der Verein „Ganz unten“ versucht, Menschen wie Norbert mit Sachspenden zu unterstützen. „Das ist speziell in dieser Jahreszeit wichtig“, sagt Monika Pinski, die Initiatorin des Vereins. Pinski, eine Amtsrichterin, geht gezielt auf Norbert zu. Begleitet wird sie von Dirk Wolf. Der Betreiber der Marketingagentur „skriptura dialog systeme“ ist durch den Artikel im Hannoverschen Wochenblatt vom 16. November auf den Verein aufmerksam geworden und möchte diesen tatkräftig unterstützen. Beide setzen sich zu Norbert, Pinski reicht dem Obdachlosen einen Stoffbeutel. Darin: ein kleines Kofferradio, eine Salbe, ein Taschenwärmer, ein Erste-Hilfe-Set, eine üstra-Tagesfahrkarte und ein Schoko-Weihnachtsmann. Alles Dinge, die Hannoveraner spendeten. Norbert bedankt sich artig. Erzählen, warum er obdachlos ist, mag er nicht. Er sagt nur: „Seit einem Jahr lebe ich auf der Straße.“ Hilfe, wie beispielsweise in einem Wohnheim zu übernachten, will er nicht in Anspruch nehmen. Über direkte Unterstützung von Mitmenschen freut er sich allerdings. So kaufte ihm kürzlich ein niederländisches Ehepaar ein Paar Winterstiefel. Ob er denn noch einen Wunsch habe, fragt Pinski. „Eine kleine Decke, Clementinen und Schweinefleisch in Dosen wären nicht schlecht“, antwortet Norbert. Auch über eine Tube Zahnpasta würde er sich freuen. „Ich komme morgen wieder“, verspricht Pinski. Dann will sie die Dinge dabei haben.
Was treibt Pinski an, sich in dieser Form zu engagieren? „Ich habe als Amtsrichterin eine Menge Elend erleben müssen“, sagt sie. Dass Menschen aufgrund von Hunger Kleinigkeiten stehlen und dann von ihr verurteilt werden müssen, sei keine Seltenheit. Neben Norbert leben gut 300 Menschen auf den Straßen der Landeshauptstadt. Die enorme Spendenbereitschaft der Hannoveraner nach dem Artikel im Hannoverschen Wochenblatt überraschte Pinski.
Die Lagerkapazitäten des Vereins sind derzeit ausgeschöpft. Daher bittet die äußerst engagierte 41-jährige vorerst nur um ganz gezielte Dinge, darunter Einkaufsgutscheine für Supermärkte, Bekleidungsgeschäfte oder ähnliches, Fahrkarten der üstra oder der Deutschen Bahn. Auch Geldspenden auf das Konto 925934 bei der Sparda-Bank (Bankleitzahl: 25090500) sind möglich.
Wochenblatt vom 15.02.2012:
Norbert ist von der Straße - Erfolg für Verein "Ganz unten"
DRK hilft nach Wochenblatt-Aktion
HANNOVER (bo). Der Humor ist Norbert während der schlimmen zeit ganz offenbar nicht abhanden gekommen. 14 Monate lebte er auf der Straße. "Es war wie ein Bildungsjahrfür mich. So viel habe ich in der Zeit davor nie gelesen", sagt der 54-jährige. Die Tage verbrachte er meist in der Stadtbibliothek.
Doch inzwischenmuss Norbert nicht mehr in die Bücherei flüchten, um vor der Witterung geschützt zu sein. Er lebt nach Initiative der Amtsrichterin Monik Pinski vom Verein "Ganz unten" und eines Artikels im Hannoverschen Wochenblatt vom 21. Dezember 2011 im Karl-Lemmermann-Haus in Oberricklingen. Die Einrichtung bietet stationäre Hilfe für Menschen in besonderen Lebenslagen an.
Ein Mitarbeiter vom Deutschen Roten Kreuz wurde durch den Zeitungsartikel auf Norbert aufmerksam und leitete umgehend ein, dass der Obdachlose in der Hilfseinrichtung eine Bleibe findet. Norbert, ein ruhiger und wortgewandter ehemaliger Beamter beim Landesversorgungsamt, kann dort bis April in einem Zweibettzimmer wohnen. Anschließend wird er wohl in eine andere Einrichtung mit betreutem Wohnen ziehen, sagt Sozialarbeiter Hans Krämer, der sich mit weiteren Mitarbeitern des Karl-LemmermannHauses um Norbert kümmert.
Ob Norbert irgendwann gerne wieder in einer eigenen Wohnung leben möchte? Er zögert eine Weile bevor er antwortet: "Eigentlich schon. Aber nur, wenn das finanziell auch klappt."
Dass es nach einem persönlich tragischen Erlebnis - darüber möchte er nicht sprechen - schnell schief gehen kann, hat Norbert bereits einmal erlebt. Das reicht. In einer eigenen Wohnung hätte Norbert dann wieder die Ruhe, um gemütlich ein Buch zu lesen. Diese Ruhe vermisst er.
Auf der Straße lebte Norbert von durchschnittlich drei Euro am Tag. Das Geld waren Spenden von hilfsbereiten Bürgern. Psychisch besonders belastend war für ihn "die Unicherheit, ob man genügend Geld bekommt". Es klappte. Immer wieder kamen Menschen auf den Obdachlosen zu und boten ihre Hilfe an. Ob Brötchen oder ein paar neue Stiefel - die Bürger waren kreativ.
Nach dem Artikel im vergangenen Dezmebr gingen bei Monika Pinskis Verein "Ganz unten" spezielle Spenden für Norbert ein: Schokolade, ein Schal, Kekse, Zahnpasta und ein Einkaufsgutschein für ein Kaufhaus. Norbert lächelt, als Pinski ihm die Spenden überreicht.
Pinski weiß, dass noch viele weitere Menschen in Hannover obdachlos sind. Daher verteilt sie auch zukünftig Schlafsäcke, Kleidung und Lebensmittel an die Bedürftigen. Die Initiatorin hofft auf weitere Spenden, allerdings keine großen Gegenstände. Alles, was in einem Briefumschlag verschickt werden kann, ist willkommen. Auch Geldspenden sind möglich. "Dieses kommt ebenfalls den Bedürftigen zugute", verspricht Pinski.
Asphalt 12/2011, Seite 24:
Neuer Verein gegen Armut
Team um hannoversche Amtsrichterin will mit Schlafsäcken, Decken und Essen vor Ort helfen
In Hannover-Linden haben sieben Menschen um die Amtsrichterin Monika Pinski (41) den Verein "Ganz unten" gegründet. Wollen Decken, Kleidung, Essen und warme Worte verteilen.
Es gibt ganz sicher viele gut arbeitende professionelle Hilfeeinrichtungen in Hannover, aber als Strafrichterin begegnen mir auch immer wieder Personen, die von den Hilfeanbietern offenbar nicht erreicht werden", sagt Pinski. In den vergangenen Jahren seien ihr verstärkt auch junge Menschen aufgefallen, die sich an Kaufhäusern auf den Abluftschächten wärmen und betteln. Einzelfälle noch, aber Tendenz steigend.
Die neuesten Zahlen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) gibt Pinskis Beobachtungen Recht: Auf der Jahrestagung des Verbandes in Leipzig Mitte November prognostizierte BAGW-Geschäftsführer Thomas Specht unter Bezugnahme auf Umfragen bei Behörden einen Zuwachs der Wohnungslosigkeit um 15 Prozent in den nächsten vier Jahren. Gerade junge Menschen werden zunehmend obdachlos, bereits heute sind knapp 30 Prozent jünger als 30 Jahre. Hintergrund: Mitarbeiter von Jobcentern sanktionierten junge Menschen unter 25 Jahren besonders häufig, so Specht, strichen auch die Mietkosten.
Neben der täglichen Hilfe will Pinski auch ihre Studenten der Fachhochschule - die Richterin lehrt dort Wirtschaftsrecht - für das Thema Armut sensibilisieren. So könnten sie beim Verteilen der Hilfsgüter helfen, vielleicht auch mal - als Selbsttest - eine kalte Nacht auf der Straße verbringen. "Studenten von heute sind die Führenden von morgen, und wenn am Ende mehr Respekt vor anderen steht, ist auch in dieser Hinsicht viel erreicht", sagt die Dozentin.
Aktuell sind bundesweit 248.000 Menschen wohnungslos, 2010 waren es noch 227.000. In Hannover sind rund 3.000 Menschen ohne Wohnung. Unter www.ganz-unten-ev.de gibt es weitere Infos zu möglichen Sachspenden und Kontaktmöglichkeiten.
Hallolindenlimmer vom 18.10.2011:
Der Verein will Menschen erreichen, denen bisher niemand helfen konnte. Einige, die auf der Straße leben, kennen die Hilfsmöglichkeiten gar nicht oder können diese Hilfen nicht annehmen – ohne Schuhe will Paul nicht „zum Amt" gehen, andere sprechen kaum Deutsch oder trauen gar keinem mehr. So wie Micha, erst 12 Jahre alt, aber immer auf dem Wärmepuster bei Karstadt zu finden, da sein Vater ihn grün und blau schlägt, sobald er zu Hause ist. Der Verein will direkt auf die Straße gehen und dort Hilfe vor Ort leisten: dringend benötigte Kleidung verteilen, eine warme Decke im Winter, etwas Gesundes zu essen, vor allem aber das Gespräch finden und Möglichkeiten zur Hilfe anbieten. Es gibt so viel, was getan werden kann. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt. |
Text: Klaus Öllerer
Letzte Änderung: 27.10.2011
Homepage vom Club Rotary Luisenhof, Hannover, http://rotary1800.org/hannover_luisenhof/05_clubleben/spendenuebergabe.php
Rotary unterstützt „Ganz unten e.V.“
Die traditionelle Weihnachtsandacht wurde diesmal am 18. Dezember in der Apostelkirche Hannover gefeiert. Rund 50 Gäste konnten Pastorin Woitack und Pastor Fitschen, selbst Mitglied im Rotary Club Hannover-Luisenhof, begrüßen...
Im Mittelpunkt der Andacht stand das EKD Familienpapier, das nach Erscheinen auch viel Kritik auf sich gezogen hatte. Claus Fitschen gelang es in konzentrierter und überzeugender Form, Ziele und Inhalte des Papiers darzustellen und das Anliegen der evangelischen Kirche zu verdeutlichen. Seine besondere Aktualität erhielt das Thema im Hinblick auf Weihnachten, in unserer Kultur ein traditionelles Familienfest.

Im Anschluss an die Andacht erfolgte die Übergabe des Spendenschecks an Frau Dr. Pinski, Initiatiorin des Hilfsprojektes, Frau Deblitz (Studentin der Projektgruppe) und Herrn Buchna (ehemals obdachlos) vom Team „Ganz unten e.V.“. Insgesamt 15.040,30 EUR ergab der Erlös aus dem Verkauf des Rotary Weihnachtskalenders für dieses eindrucksvolle Projekt. Schwerpunktmäßig betreut und fördert „Ganz unten“ obdachlose Kinder und Jugendliche in Hannover. Gerade vor dem Hintergrund des bevorstehenden Weihnachtsfests und der zuvor gehörten Andacht wurde die Sinnhaftigkeit der Projektförderung allen Beteiligten noch einmal ganz bewusst.
Der Dank galt auch allen, die sich im RC Luisenhof, RC Leineschloss und bei ROTARACTER für den Verkauf des Weihnachtskalenders aktiv engagiert hatten und innerhalb kurzer Zeit die aufgelegten 5.000 Exemplare verkauften. Das Ergebnis macht Mut, im kommenden Jahr die Auflage weiter zu erhöhen.
Nach einem kurzen Rundgang durch die Kirche und den mutigen, architektonisch reizvollen Anbau traf man sich zu einem stimmungsvollen Mittagessen mit vielen nachdenklichen und anregenden Gesprächen.
Die Tradition der Weihnachtsandachten mit Spendenübergabe wird auch in 2014 fortgesetzt, da waren sich Alle einig.
Burgdorf, den 20.12.2014