Besuch hinter Gittern
Mitarbeiter der Heilsarmee besuchen regelmäßig Gefangene in Strafanstalten. Mit großem Engagement und viel Einfühlungsvermögen stehen sie diesen vielfach geächteten Menschen zur Seite.
Freiheitsentzug, das bedeutet zugleich immer isoliert zu sein: von der Familie, vom Arbeitsleben, von allen gewohnten Lebensbereichen. Eingesperrtsein bringt auch mehr oder weniger große psychische Anspannung oder Probleme mit sich. Die Gefangenen sehnen sich nach ihren Familien, besonders wenn sie Frau und Kinder haben. Die Sorge ist groß, ob die Familie allein zurechtkommt. Nicht selten geht in der Zeit der Inhaftierung eine Ehe zu Bruch oder die Familie wendet sich ganz von dem inhaftierten Familienmitglied ab.
Durch ihren Besuchsdienst und die Begleitung in der Untersuchungshaft trägt die Heilsarmee dazu bei, dass die Verbindung zur Außenwelt nicht abreißt. Die Heilsarmee- Mitarbeiter bemühen sich, die Gefangenen in ihrer Persönlichkeit zu fördern und gemeinsam mit ihnen Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln.
Sowohl die Inhaftierten selbst als auch ihre Angehörigen werden mit der guten Nachricht von Jesus Christus bekannt gemacht und können daraus Kraft schöpfen. Kraft, um die schwere Zeit der Inhaftierung zu überwinden und Kraft, um nach der Entlassung in die Gesellschaft und in ein eigenständiges Leben zurückzufinden.
Die Arbeit endet nicht am Gefängnistor
Der Heilsarmee-Mitarbeiter Lothar Walter besucht seit fast 20 Jahren Gefangene in verschiedenen Strafanstalten. Seit 2004 ist er regelmäßig in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Dresden und seit 2008 auch in der JVA Bautzen. In dieser Zeit konnte er viele Gefangene betreuen. Einige blieben in Dresden, aber viele zogen weiter, sodass der Kontakt abbrach. Bei manchen endet die Hilfe aber nicht am Gefängnistor.
Wie bei Fritz. Er saß wegen verschiedener Delikte in der JVA Bautzen. Über Monate besuchte Lothar Walter ihn regelmäßig. Einige Wochen vor Weihnachten wurde Fritz nach Dresden entlassen. Da die Heilsarmee gute Kontakte zum Sozialamt sowie zum Arbeitsamt hat, konnte sie ihm relativ schnell helfen. Er musste nur für kurze Zeit in einem Übergangswohnheim untergebracht werden und wohnt nun in einer eigenen Wohnung und ist dabei, seinen Hauptschulabschluss nachzuholen. Lothar Walter trifft sich weiterhin regelmäßig mit ihm. „Denn meine Arbeit endet nicht nach der Entlassung am Gefängnistor.“
Auch in Zukunft möchte die Heilsarmee Menschen wie Fritz zur Seite stehen. Mithilfe von Spenden und Geldauflagen („Bußgelder“ zugunsten einer gemeinnützigen Organisation) plant die Heilsarmee, regelmäßige Schulungen für Ehrenamtliche durchzuführen, damit die qualifizierte Gefangenenbetreuung der Heilsarmee ausgeweitet werden kann.
Geldauflagenkonto:
IBAN: DE69200100200060277201
BIC: PBNKDEFF
So hilft die Heilsarmee Inhaftierten:
Besuche der Strafgefangenen
Briefkontakte
Paketaktionen
Beratung und Begleitung der Angehörigen
Haftentlassenen-Hilfe
Beratung bei Gnadengesuchen
Bibelkreise und Gottesdienste
Tag und Nacht im Eimsatz für Not leidende Menschen
Einen Menschen gezielt aus einer Lebenskrise zu führen, erfordert großes Einfühlungsvermögen. Viele Obdachlose leiden nicht nur unter der Isolation, sondern auch unter großer Angst, dass ihnen ihr geringes Hab und Gut wie Schlafsack oder ein Paar Schuhe aus ihren Verstecken gestohlen wird. Nachts gilt ihre Angst gewalttätigen Übergriffen. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Heilsarmee suchen gemeinsam mit ihnen nach Lösungen. Sie hören zu, beraten und helfen von Fall zu Fall.
Die Nachtcafés: Orte zum Durchatmen
Die Nachtcafés der Heilsarmee bieten wohnungslosen Menschen von November bis März täglich von abends 20 Uhr bis morgens 7 Uhr eine sichere, warme und freundliche Aufenthaltsmöglichkeit sowie Essen und warme Getränke. Die Zeit bis zur Nachtruhe verbringen die Besucher mit Gesellschaftsspielen, Gesprächen sowie Begegnungen und erholen sich so von dem unmittelbaren Überlebensdruck ihres Alltags. Hier werden auch Menschen erreicht, die - obwohl eine Wohnung vorhanden - über sehr wenige oder keine sozialen Bindungen verfügn. In den Nachtcafés finden sie Kontakte und Unterhaltung.
Kälteeinsatz: Erste Hilfe vor Ort
Auch diejenigen, die nicht den Weg in die Nachtcafés finden, erhalten oft Hilfe von der Heilsarmee: In einigen Großstädten Deutschlands nutzt die Heilsarmee ihre Einsatzwagen, um diese Menschen aufzusuchen.
Die Verteilung von heißer Suppe und heißem Kaffee und an manchen Tagen auch von Tüten mit Lebensmitteln ist Erste Hilfe vor Ort. Viele Gäste kommen aber nicht nur wegen einer warmen Mahlzeit oder eines heißen Kaffees. Sie sind genauso auf der Suche nach einem Gespräch.
In dieser vertrauensvollen Atmosphäre spricht so mancher Obdachlose über seine Probleme auf der Straße, über seine Ängste und Sorgen. Die Gespräche sind sehr persönlich. Daher ist es für die Heilsarmee so wichtig, verlässlich aufzutreten und Vertrauen aufzubauen. Nach einigen Wochen, Monaten oder auch nach Jahren erst wagt manch einer den nächsten Schritt hin zu einem besseren Leben.
Weihnachten allein - muss nicht sein
Die meisten Heilsarmee-Gemeinden haben an den Weihnachtstagen durchgehend geöffnet. Auch nachts. Arme und einsame Menschen sind herzlich zu einer Weihnachtsfeier eingeladen. Es gibt ein buntes Rahmenprogramm: einen besinnlichen Teil, gemeinsames Singen und ein festliches Abendessen. Für alle Besucher gibt es auch eine Geschenketüte, die mit praktischen Dingen für den Alltag oder auch einem Gutschein für die Kleiderkammer gefüllt ist. Es kommen Alleinstehende und Familien, Junge und Alte, die an diesem besonderen Abend nicht allein sein wollen.
"Wir bemerken, dass es immer mehr Menschen gibt, die einsam und verlassen sind, und dass die Lieblosigkeit unter den Menschen zunimmt. Wir wollen ein Gegenpol sein in einer anonym und teilweise auch gefühlsarm gewordenen Gesellschaft. Gottes Liebe und Wärme, wie wir sie selbst erfahren, geben wir an unsere Mitmenschen weiter."
Monika Birk, berufstätig und vierfache Mutter, ist jeden Freitag im Einsatzwagen der Heilsarmee in Freiburg unterwegs.
Text und Fotos: ENGAGIERT AKTUELL 04/13
Mehr Infos:
Die Heilsarmee i.D. - KdöR
Salierring 23-27
50677 Köln
www.heilsarmee.de
Tel.: 0221/20819455