Hallo Linden vom 20.10.2013, S. 4:
Die Neuorganisation der Kinder- und Jugendarbeit kommt in Linden-Süd nicht voran, obwohl die Stadt Hannover den Handlungs- und Änderungsbedarf erkannt hat. Für den Umbau des Treffpunktes Allerweg fehlt im städtischen Haushalt das Geld. Aber erst die Sanierung schafft die Voraussetzungen, um die über den Stadtteil verstreuten Einrichtungen zusammenzufassen. Über die Probleme der Jugendarbeit in Linden-Süd berichtet Jörg Klemm, Sozialpädagoge und Leiter des Jugendtreffs Allerweg, im Interview.
Der Bedarf ist jetzt da
Im Gespräch mit Jörg Klemm, Leiter des Jugendtreffs Allerweg
hallo Linden: Warum ist die Kinder- und Jugendarbeit in Linden-Süd so wichtig?
Klemm: Hier wohnen viele Familien und Alleinerziehende, die Transferleistungen beziehen, außerdem viele Menschen mit Migrationshintergrund. Es gibt Familien mit sozialen Schwierigkeiten, auch mit Alkohol- und Drogenproblemen. Manche Eltern können sich nicht ausreichend um ihre Kinder kümmern. Deshalb ist gut organisierte Kinder- und Jugendarbeit im Stadtteil wichtig.
hallo Linden: Was bieten Sie im Jugendtreff Allerweg?
Klemm: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitagnachmittag bieten wir einen Mittagstisch für einen Euro an. Die Jugendlichen können im Internet surfen, Billiard spielen, krökeln oder einfach nur abhängen. In Kooperation mit dem Pro-Aktiv-Center helfen wir ihnen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz
hallo Linden: Woran fehlt es in der Kinder- und Jugendarbeit in Linden-Süd?
Klemm: Der Jugendtreff Allerweg ist eine Ein-Mann-Einrichtung. Viele Angebote kann ich nicht anbieten, keine Ausflüge mit den Jugendlichen unternehmen. Das ist alles sehr zeitaufwändig, Mädchen erreicht man mit dem Jugendtreff gar nicht. Es gibt keine Vertretung, dafür ist der Trägerverein Via Linden zu klein. So ist eine verlässliche Jugendarbeit nicht zu gewährleisten. Wenn das Jugendzentrum Posthornstraße mit dem Jugendtreff im Allerweg zu einer Einrichtung zusammengefasst wäre, dann wären wir drei Mitarbeiter und könnten mehr Angebote machen.
hallo Linden: Woran liegt es aus Ihrer Sicht, dass die Umsetzung dieses Konzeptes so lange dauert?
Klemm: Ich glaube, dass der notwendige Informationsfluss zwischen dem Gebäudemanagement, der Stadt und der Politik nicht stattgefunden hat. Der Fehler bei der Neukonzeption war, dass sich niemand die Immobilie angeschaut hat, also das Gebäude, in dem der Treffpunkt Allerweg ist. Die Akteure, die Kinder- und Jugendarbeit in Linden-Süd machen und davon betroffen sind, resignieren und verlieren den Spaß an ihrer Arbeit.
hallo Linden: Wie kann die Kinder- und Jugendarbeit in Linden-Süd verbessert werden?
Klemm: Die Neukonzeption ist eine super Sache, das unterstütze ich immer noch. Das Konzept muss aber auf dem schnellsten Weg umgesetzt werden. Einrichtungen wie das Kinderzentrum müssen ihren Platz im umgebauten Treffpunkt Allerweg bekommen. Wenn wir unter einem Dach sind, können wir in unserer Arbeit Synergieeffekte nutzen. Und wir brauchen klare Ansagen, was das Zeitfenster betrifft. Eine Umsetzung in sieben oder acht Jahren ist für die Jugendlichen von heute zu spät. Der Bedarf ist jetzt da.