NP vom 20.09.2012, Stadt-Anzeiger WEST, S. 6
Viel Hilfe für wenig Geld
Der Tierheilpraktiker Christian Ergenzinger behandelt in seiner Praxis in Ricklingen auch die Tiere bedürftiger Menschen
Wenn Menschen finanzielle Schwierigkeiten haben, leiden darunter auch ihre Haustiere. Doch der Tierheilpraktiker Christian Ergenzinger aus Ricklingen kann ihnen helfen: Für Tierhalter, die sich die medizinische Grundversorgung für ihren Schützling nicht leisten können, bietet er eine nahezu kostenlose Sprechstunde an. Gegen einen symbolischen Beitrag von fünf Euro behandelt er jeden zweiten Sonnabend Tiere, deren Besitzer sich den Besuch bei einem herkömmlichen Tierarzt nicht leisten können.
Welcher Art die finanziellen Probleme seiner Kunden sind, ist Ergenzinger egal. "Ich mache keine Bedürfnisprüfung", sagt er. Sich einen Sozialhilfe- oder Rentenbescheid zeigen zu lassen, kommt für ihn nicht in Frage: "So möchte ich mit den Menschen nicht umgehen." Eine kleine Hürde hat er in der Sprechstunde für Bedürftige dennoch eingebaut: Wer daran teilnehmen will, muss am Sonnabend schon um 8 Uhr morgens in seiner Praxis stehen, denn es werden jeweils nur 15 Behandlungsmarken verteilt. "Ich möchte, dass Leute kommen, die ernsthaft interessiert sind, dass ihren Tieren geholfen wird", erklärt der Tierheilpraktiker.
Um seine Sprechstunde am Sonnabend aufrechtzuerhalten, ist Ergenzinger auf Spenden angewiesen. "Wir arbeiten ehrenamtlich für das Projekt, aber die Medikamente kosten Geld", sagt er. Geldbeträge, Sachmittel und auch persönlicher Einsatz - jeder Beitrag hilft weiter. Unterstützung hat jüngst etwa das Clementinenkrankenhaus angekündigt: Das Krankenhaus des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) will Verbandszeug spenden.
Christian Ergenzinger ist zertifizierter Tierheilpraktiker und Dozent für alternative Tierheilkunde. Im Gegensatz zu einem Tierarzt führt er keine Operationen durch und darf keine rezeptpflichtigen Medikamente verschreiben. "Ein Tierarzt ist für Symptome und akute Fälle zuständig, ein Tierheilpraktiker für die Erforschung der Krankheitsursachen und chronische Fälle", erklärt er den Unterschied zwischen den beiden Fachrichtungen. Für die optimale medizinische Versorgung der Tiere hält er eine Zusammenarbeit beider Berufszweige für die beste Lösung, auch wenn es eine große Schnittmenge gebe: "Die alternative Tierheilkunde hat tausende von Jahren funktioniert. Sie ist durch die Schulmedizin nicht überflüssig geworden."
Als häufigste Krankheitsursache hat Ergenzinger falsches Tierfutter ausgmeacht: "Viele Katzen im Stadtgebiet beispielsweise leiden aufgrund von falscher Ernährung an einer chronischen Niereninsuffizienz und Diabetes mellitus." In solchen Fällen berät der Tierheilpraktiker die Besitzer, wie sie ihre Vierbeiner artgerecht ernähren können. Das passende Futter selbst verkauft er aber nicht: "Wenn ich dafür Provision nähme, würde ich meine Unabhängigkeit verlieren."
Oft leiden Ergenzingers Patienten aber auch an genetischen Dispositionen, unfallbedingten Arthrosen, Knochenentzündungen oder Hüftproblemen - hier kann die alternative Medizin ebenfalls helfen. Für seine Diagnosen schaut sich der Heilpraktiker die Tiere auch in deren Heim an, denn die Lebensbedingungen und der Umgang mit dem Tier geben oft wichtige Hinweise zu den Krankheitsursachen. "Viele Kleintiere werden oft in fürchterlicher Isolationshaft gehalten", bemängelt er. Vierbeiner - vor allem Hunde - hätten jedoch ähnliche Ansprüche an das Leben wie Menschen.
Wer das Projekt der Tierheilpraxis von Christian Ergenzinger unterstützen möchte, erhält in der Praxis in der Stammestrasse 63 a in Ricklingen nähere Informationen. Für Geldzuwendungen steht dort ein "Spendenschwein" bereit. Die regulären Sprechzeiten sind montags bis freitags von 7 bis 9 Uhr sowie montags, dienstags und donnerstags von 17 bis 19.30 Uhr. Unter der Rufnumer 0511/10544340 ist die Praxis sogar rund um die Uhr erreichbar. Weitere Informationen gibt es unter der Adesse www.tierheilpraxis.de.to im Internet.