PK Frank Häseler
„Obdachlosigkeit in Hannover Linden Mitte-Nord-Süd“
Herr Frank Häseler, Kontaktbeamter in Linden und Limmer, ist seit 32 als Polizeikommissar bei der Polizei Hannover tätig. Vor neun Jahren kam er nach Linden zur PI West. Herr PK Häseler ist Ansprechpartner im Stadtteil Linden bei Problemen für jedermann, entweder telefonisch oder auf seinem täglichen Streifengang durch Linden.
Quelle: Klaus Öllerer/ Evi Schafer
Mit Vereinen, Verbänden und Schulen ist er ständig im Kontakt. Er betreut auch Veranstaltungen.
Bei der Vorbereitung unseres Interview sind wir wie folgt vorgegangen: Zunächst haben wir uns Fragen überlegt, dann haben wir Herrn Häseler telefonisch kontaktiert und von unserem Vorhaben erzählt. Er war sehr interessiert und wollte die Fragen haben, die wir ihm stellen werden, die haben wir ihm dann per Mail zugesandt. Am Tag des Interviews, der 13.02.2014, sind wir zur Polizeidirektion gefahren, dort hat uns Herr Häseler nach einer kurzen Wartezeit im Empfang genommen.
Das Interview mit Herrn PK Häseler war sehr angenehm und entspannt.
Das Interview (Interviewer: Die Studierenden Julius Neimantas und Adil Nejma) soll den Lesern zeigen, wie die Lage der Obdachlosen in Hannover-Linden ist.
1. Wie hoch ist die Obdachlosigkeit in diesem Stadtteil im Vergleich zu anderen Stadtteilen?
PK Häseler: Das kann man nicht so richtig beantworten, weil es keine Statistiken oder Zahlen zur den unterschiedlichen Stadtteilen gibt. Es gibt Statistiken, die nur ganz Hannover betreffen. Laut Statistiken liegt die Anzahl der Obdachlosen in Hannover zwischen 400 und 600, wobei die Dunkelziffer bei ungefähr 2000 liegen könnte.
Quelle: Susanna Bauch
2. Welche Altersgruppen und welches Geschlecht sind am meisten von der Obdachlosigkeit betroffen?
PK Häseler: Das kann ich Ihnen auch nicht genau beantworten, weil es keine Statistiken dazu gibt.
3. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
PK Häseler: Ich habe mit meinen Kollegen vom Streifendienst gesprochen und sie sagten, dass sie wenig mit Obdachlosen in diesem Stadtteil zu tun haben. Ich weiß nicht, ob sie in diesem Stadtteil wohnen, aber hier würden Sie wenige Obdachlose antreffen. Meiner Erfahrung nach sind das überwiegend männliche, erwachsene Personen.
4. Wie kommt es dazu, dass ein Mensch obdachlos wird?
PK Häseler: Das sind vielschichtige Gründe. Das sind Lebenswege, die alles andere als grade verlaufen sind. Solche Menschen werden häufig als Säufer, arbeitsscheu oder drogenabhängig verurteilt, doch meistens ist es so, dass das die Folgen von anderen Umständen ist, wie z.B. Arbeitslosigkeit, Trennung, Krankheit, die dann letztendlich dazu führen, dass man beispielsweise die eigene Wohnung verliert und man zum Alkohol oder Drogen greift.
5. Haben diese Menschen eine Chance in das normale Leben zurückzukehren?
PK Häseler: Chancen gibt es immer, am Ende liegt es bei der Person selbst, ob sie in das normale Leben zurückkehren will, letztendlich schaffen es nur 10%.
6. Wollen diese Menschen überhaupt in das normale Leben zurückkehren?
PK Häseler: Ich glaube, es gibt solche und solche, aber ich denke, dass jeder irgendwann mal den Wunsch hat, in das normale Leben zurückzukehren, denn ich gehe davon aus, dass diese Menschen vorher auch ein anderes, ein besseres Leben gehabt haben. Wie ich davor gesagt habe, es hängt immer von der Person ab. Aber es gibt auch Menschen, die sich für so eine Lebensweise entschieden haben, die sogenannten Aussteiger.
7. Gibt es Organisationen, die diesen Menschen ermöglicht in das normale Leben zurückzukehren?
PK Häseler: Es gibt einige Organisationen wie zum Beispiel „Karl-Lemmermann-Haus", welches Schlafplätze für die Obdachlosen bietet. Zudem gibt es Organisationen wie "In Würde Leben e.V.". Letzterer wird aber nicht durch öffentliche Mittel finanziert, sondern durch Selbstfinanzierung oder durch Spenden etc. Diese Organisation kümmert sich mehr um die Ursachen, wie beispielsweise Begleichung der Mietschulden oder Unterstützung bei der Finanzierung der eigenen Wohnung, damit der Obdachlose diese auf Dauer bezahlen kann.
8. Wie ist es mit der Medizinversorgung?
PK Häseler: Es gibt eine Stelle in Hannover, wo die Obdachlosen versorgt werden können. Wenn es dazu kommt, dass ein Obdachloser auf der Straße aufgegriffen wird und ein Krankenhaus benötigt, wird er natürlich wie alle anderen behandelt. Die Kosten werden allerdings vom Sozialamt übernommen.
9. Dieses Jahr ist der Winter relativ mild, wir hatten aber die letzten 3 Jahre harte Winter erlebt, gab es da Todesfälle unter den Obdachlosen?
PK Häseler: Nein, es gab keine Todesfälle.
10. Welche Rolle spielen Drogen und Alkohol im Leben eines Obdachlosen?
PK Häseler: Eine recht große. Ich will nicht sagen, dass jeder Alkoholiker oder Drogenabhängiger ist, aber viele Personen, die ich kennengelernt habe, haben Alkohol- und Drogenprobleme. Meistens ist es so, dass allein die Lage der Obdachlosigkeit, dazu führt, dass der Mensch zur Flasche greift.
11. Wie hoch ist die Kriminalitätsrate bei den Obdachlosen?
PK Häseler: Es gibt mit den Obdachlosen kein spezielles Problem.
12. Herr Häseler, Danke für das informative Interview und für Ihre Zeit!
PK Häseler: Gerne!
Quelle: Tobias Morchner