Fast schon obdachlos: Es fehlt nur eine Monatsmiete – Hilfe bitte, bitte....
Mein Name ist Jochen, ich bin 44 Jahre alt und arbeite seit 25 Jahren als Karosseriebauer.
Mein Beruf macht mir großen Spaß und ich bin auch sehr gut darin. Gern werde ich in meiner Firma speziell für schwierige Reparaturen zur Rate gezogen. Bei den kniffligen Fällen.
In den letzten Monaten allerdings immer weniger. Meine Arbeitsleistung ist an manchen Tage so schlecht, dass ich mich mehr und mehr über mich selbst ärgere.
Noch ärgerlicher ist es, dass ich weiß, warum. Wäre es anders, könnte ich es besser verdrängen oder besser noch, jemand anderem die Schuld für meine Situation geben. Das wär schön einfach.
Aber so ist es nicht.
Ich bin einfach irgendwie abgerutscht, schleichend.
Anfangs habe ich es nicht bemerkt, dann habe ich es gemerkt und verdrängt….klassisch, mit Alkohol.
Und es wurde immer schlimmer.
Ich kann gar nicht sagen, warum und hatte auch nie eine Idee, warum es mir gerade passiert. Es passierte einfach, ich rutschte immer weiter ab.
Besonders finanziell.
Dabei gehe ich jeden Tag pünktlich zur Arbeit, verdiene mein Geld. Ich war noch nie arbeitslos.
Und jetzt kann ich die Miete nicht mehr zahlen. Seit fünf Monaten schon nicht mehr. Mein Konto ist gesperrt und ich habe Post vom Gericht bekommen. Räumungsklage!
Nichts geht mehr.
Durch Zufall habe ich einen Sozialarbeiter von RE_StaRT angesprochen. Ich kannte ihn vom Sehen, da er immer in meinem Stadtteil unterwegs ist. Nicht denken, einfach ansprechen!
Sehr schnell haben wir gemeinsam einen ersten Termin gemacht und meine Post bearbeitet. Viel Post. Ich habe mich einfach nicht mehr getraut.
Schlimmer Moment. Plötzlich musste ich mich allem stellen. Auf einen Schlag!
Aber, seit diesem Tag wird langsam alles besser. Wir sind gemeinsam zu einer Schuldnerberatung und zum Rechtsanwalt gegangen. Das fühlte sich gut an. Ich war nicht mehr alleine und hatte Unterstützung.
Bei den vielen Gesprächen mit dem Sozialarbeiter wurde mir auch klar, wie ich hierher gekommen bin.
Ein Klassiker, würde ich sogar selbst sagen. Trennung, Kinder weg, kein Geld für eine neue Wohnung, also Kredit aufnehmen. Trauer, Alkohol und so weiter…. Hätte ich mich nur selbst beobachten können, ich hätte den Kerl ordentlich durchgeschüttelt.
RE_StaRT hat sogar mit dem Anwalt des Vermieters gesprochen und konnte erreichen, dass wir uns einigen konnten.
Zumindest fast.
Ich konnte fast alle Mieten zurückzahlen bis auf eine, die fehlt mir, um das Mietverhältnis fortzusetzen. Diese versuchen wir nun zu bekommen, irgendwie. Der Sozialarbeiter von RE_StaRT sagt, niemand darf jetzt obdachlos werden. Es gibt keine Wohnungen momentan, schon gar nicht für Menschen, die geräumt wurden.
Ich habe wieder Angst.
Familie habe ich keine mehr und meine Freundschaften habe ich überstrapaziert.
Ich will nicht obdachlos werden und schon gar nicht arbeitslos.
Es fing doch so gut an. Ich werde in Insolvenz gehen, das ist schon sicher. Alles ist geklärt, ab nächsten Monat kann ich meine Miete wieder zahlen.
Mir fehlt nur diese eine Miete…
Ganz unten e.V. hat einen verständnisvollen Sponsor finden können und daher kann die Miete nun übernommen werden. Das war Rettung in letzter Minute...