Endlich wieder ein Fahrrad !!
Heute möchten wir Can vorstellen.
Can ist acht Jahre alt und kommt nach den Sommerferien in die 3. Klasse. Er geht sehr gerne in die Schule und hat auch viele Freunde dort. Leider aber war das nicht immer so, wie die Mutter Sena berichtet.
„Ich stellte mir jeden Morgen die Frage, ob es die richtige Entscheidung war, ihn eingeschult zu haben. Er ist ein Kämpfer, das habe ich gemerkt, als ich mich von meinem Mann, seinem Vater trennen musste, weil es einfach nicht mehr ging. Die Trennung war ein harter Schlag für Can, aber langsam ging es aufwärts. Langsam verstand er, was Schule bedeutet und warum es so wichtig ist, fleißig zu sein, Er begann, sich wie die anderen Jungs für Fußball zu interessieren und vor allem wollte Can immer so gerne Fahrrad fahren. Also sollte ein Fahrrad her. Gesagt, getan, Oma, Opa, Tante, alle legten zusammen und wir konnten Can ein neues Fahrrad für 149 € kaufen. Er hat sich riesig gefreut und wollte es gleich austesten. Ganz so einfach war es nicht, bei jedem Versuch, der scheiterte, gab es einen dramatischen Heulkrampf...
Aber nach ein paar Tagen hatte er es verstanden und düste fortan durch die Strassen hin und her. Leider dauerte die Freude nicht lange: als ich eines Morgens in den Abstellkammer unseres Wohnblocks kam, war das Fahrrad einfach weg. Weg, einfach weg.... Can fing furchtbar an zu weinen, ich denke, weil er generell nicht gut damit klar kommt, wenn er etwas verliert und das hat bestimmt noch immer mit der Trennung vom Vater zu tun. Ich habe Can trotzdem erstmal zur Schule gebracht und bin dann zur Polizei gegangen. Ich habe Anzeige erstattet, aber man hat mir dort wenig Hoffnung gemacht. So etwas passiere häufig und würde die gestohlenen Fahrräder nur selten wiederfinden.
Can ist bis heute sehr traurig darüber und sagt mit ständig: WENN ICH GROSS BIN, WERDE ICH POLIZIST UND FANGE ALLE DIEBE. Polizist ? Also ich hab nix dagegen ...
Überraschend bekam ich aber nach einigen Monaten einen Anruf von der Polizei. Man sagte mir, Cans Fahrrad sei gefunden worden, aber nicht in Hannover, sondern in Wilhelmshaven. Ich frage mich bis heute, wie es da hingekommen ist. Die Polizei fragte mich dann, ob ich es abholen könne, allerdings sehe das Fahrrad nicht mehr gut aus, es würde Vieles dran fehlen. Ich entschied mich schweren Herzens, das Rad nicht abzuholen, denn die Hinfahrt wäre für mich teurer gewesen als das übrig gebliebene Fahrrad.
Can fragt mich jeden Tag, wann er wieder ein Fahrrad bekommt. Ich glaube, er macht sich auch Vorwürfe, dass er schuld daran ist, dass das Rad weg ist, was ich ganz schlimm finde. Aber ich muss ihm sagen, dass ein Fahrrad zur Zeit finanziell nicht möglich ist.“
So der Bericht von Sena.
Und Dank unserer tollen Spender muss nun Can nicht länger Fußgänger vom Dienst sein ....